Das Thema “Wald” beschäftigte auch den Seniorenkreis am 14.11.2024. Ein Experte auf dem Gebiet, der ehemalige Ebracher Forstamtsleiter Herr Ulrich Mergner, hielt einen Vortrag über den jetzigen (kritischen) Waldzustand und zeigte dabei auch Lösungen für die Zukunft auf.
Otto Barthelme, der Leiter des Seniorenkreises, fasst die wichtigsten Punkte des Vortrags zusammen.

Der Wald, genauer das Holz, ist für uns eines der wichtigsten Rohstoffe, die wir in unserem Land selbst erzeugen können. Holz wird gebraucht als Baustoff, Balken, Bretter, Fußboden, Möbel, Befestigungsmaterial, Papier, Heizmaterial und selbst als Begleitungsstoff. Ohne Holz geht bei uns gar nichts.
Die Nöte und Sorgen um unsere Wälder:
Der Klimawandel mit starken Winden, Sturmwurf, langen Trockenperioden, geänderte Landnutzung, wie die Aufforstung mit Monokulturen, hat unsere Wälder geschädigt. Der Borkenkäfer, der Schwammspinner, Eichenwickler haben aufgrund des veränderten Klimas stark zugenommen. Allein aus diesen Gründen sind Tausende Bäume abgestorben. Die Aufforstung wird immer schwieriger. Luftschadstoffe, hauptsächlich Schwefel- und Stickstoffverbindungen, waren für das Waldsterben der letzten Jahrzehnte verantwortlich.

Dazu die gute Nachricht:
Durch Großfeuerungsanlagen, bessere Abgasfilter, bessere Gülleverarbeitung konnten die Schwefel- und Stickstoffverbindungen stark reduziert werden. Der Wald erholte sich wieder. Heute ist der Klimawandel für uns das Hauptproblem und fordert von uns allen ein dringendes Umdenken und schnelles Handeln.
Im Forstbetrieb Ebrach in den vergangenen 20 Jahren wurde viel verändert. Der Laubbaumbestand ist bereits deutlich erhöht, der Nadelholzanteil ist gesunken. Dicke Bäume, Biotopbäume und Totholz haben deutlich zugenommen. Als Ergänzung zur üppigen Naturverjüngung werden klimatolerante Baumarten wie Elsbeere, Ahorn oder Tanne gepflanzt. Wälder können Emissionen binden. Junger Wald nimmt CO₂ aus der Luft auf und speichert CO₂ im Baum. Älterer Wald nimmt immer weniger CO₂ auf, speichert aber dafür große Mengen.
Ein genutzter Wald, mit entsprechender Holzernte, verbleibt jünger als ein Urwald oder Naturwald. Dadurch wird von dem jüngeren Nutzwald mehr CO₂ gebunden, was dem Klima stärker zugutekommt. Wenn Bäume genutzt und zu langfristigen Produkten (Hausbau, Möbel) verarbeitet werden, bleibt das CO₂ auch weiterhin fixiert und wirkt nicht klimaschädlich.
Vergrößerung der Artenvielfalt (Diversität) im Nutzwald “Ebracher Forst”:
Im Ebracher Forst wurde unter der Leitung von Ulrich Mergner ein Nutzwald entwickelt, der in ganz Europa und noch weiter große Aufmerksamkeit und Nachahmung erfährt. Die Artenvielfalt des Nutzwaldes unterscheidet sich nicht mehr vom Naturwald, der eine hohe CO₂-Bindung erwirtschaftet. Das Trittsteinkonzept als Naturschutzkonzept ermöglicht beides: die Holznutzung und den Artenschutz.
Nach diesem Konzept wird viel Totholz im Wald belassen, was wiederum die Ansiedelung und Erhalt von Tieren und Pilzen ermöglicht. Überall werden Biotopbäume (das sind Bäume mit Höhlen oder Baumpilzen) geschützt und bei häufigerem Auftreten als sog. Waldtrittsteine in Karten erfasst, markiert und dauerhaft aus der Nutzung genommen. Um Wasser im Wald zu halten, werden Tümpel angelegt. So entsteht ein ökologisches Netzwerk der Natur im bewirtschafteten Wald.

Was können wir tun?
Unser Wald bleibt Rohstofflieferant, Klimaverbesserer und gibt Raum zur Artenvielfalt für Tiere und Pflanzen. Der Wald wächst nicht von allein. Es bedarf einer vorausschauenden, umsichtigen Planung, die Fachverstand und Können erfordert.
Um den Temperaturanstieg zu bremsen, muss alles getan werden, um fossile Energien wie Öl, Gas oder Kohle und das darin gebundene CO₂ im Erdinneren zu lassen. Das bedeutet: Energie einsparen und effizienter zu nutzen sowie alternative Energiequellen wie Wind- und Solarenergie – einschließlich der im Holz gebundene Sonnenkraft – zu verwenden.

Otto Barthelme und die Anwesenden bedankten sich recht herzlich und mit großem Applaus bei Ulrich Mergner über seine interessanten Ausführungen. 
Fotos/Text: Aus dem Vortrag von Ulrich Mergner, zusammengefasst von Otto Barthelme